Sonntag ist in unserem Häuserblock der Tag des Waschens. Es gibt einen Waschkeller mit zwölf Waschmaschinen, die an den freien Tagen naturgemäß heiß begehrt sind. So kommt es auch mal zu kleineren Reibereien unter den Hausbewohnern.
Natürlich hat jeder die Freiheit, dann zu waschen, wann er möchte. Also lasse ich mir es ebenso nicht nehmen, die Waschküche zu besetzen. Um nicht warten zu müssen, ist es notwendig sich vor neun Uhr morgens dort einzufinden. Als erstes ist es wichtig eine Maschine zu besetzen. Am besten noch eine zweite. Beide sollte man nun auf das längstdauernde Programm einstellen, das glücklicherweise zweieinhalb Stunden dauert.
Die Hausfrauen, die meisten sind ziemliche Schreckgespenste, kommen alle um kurz nach neun eingetrudelt, woraufhin die Waschmaschinen besetzt sind. In der Zwischenzeit konnte ich kurz den Hahn des Zulaufes der anderen Waschmaschinen zudrehen, ohne dass es jemand mitbekommen konnte. Zufrieden stellte ich fest, dass nachdem sie die Maschine bestückt hatten reihenweise Ausfälle ihrer Maschinen meldeten. Nachdem das bei jeder ausser den meinigen Maschinen auftrat, meinte ich, dass es nicht am Wasser liegen könne, da ja sonst meine Maschinen ebenso betroffen wären. Nun herrschte Einigkeit, dass, weil der Hausmeister an diesem Tag nicht erreichbar sein würde, man die Maschinen eben nach mir benutzen würde. Ich musste jedoch erwidern, dass, wenn ich es nur gewusst hätte, nicht das lange Programm genommen hätte.
Und so waren die guten Damen den ganzen Tag am Waschen, die letzten noch um acht Uhr abends. Da mich jedoch das Gewissen plagte, drehte ich die Zulaufhähne in der Nacht wieder auf.
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online for 8174 Days last updated: 14.08.02, 02:15
Wie wird eigentlich Geschichte geschrieben? Die Antwort - glaubt man den Geschichtslehrern in der Schule - lautet: Gewinner schreiben Geschichte.
Dieses Tagebuch ist sozusagen der erste Versuch, eine einseitige [wer kann schon behaupten neutral zu sein?], aber immerhin im Laufe des Prozesses geschriebene Dokumentation zu sein. Ob dann in Geschichtsbüchern anders darüber geschrieben wird, ist eine andere Geschichte (man bemerke das Wortspiel ;-). Doch immerhin kann man dieses Tagebuch nicht verbrennen.
Neu ist an diesem Tagebuch vor allem, dass immer wieder auch wirre Dinge aufgeschrieben werden. Das ist meiner Meinung nach wichtig, da genau diese Dinge oftmals wichtiger zur Entscheidungsfindung sind, als das offensichtlich Wichtige. Das Verhältnis der Dinge zueinander kann man also nur korrekt beschreiben, wenn man möglichst viel und möglichst zeitnah davon wiedergibt. All das kann die Geschichtsforschung nicht leisten,... ...
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Nun ja, erste Erfolge erzielt man mit Einzelaktionen. Und deswegen: Peter war heute wieder auf Tour.
Es wurde ein Flashmob auf die Beine gestellt. Und das ging so: In einer Straßenbahn standen plötzlich alle Leute auf und rannten wild von dem Zuganfang bis zu dessen Ende. Dass das ein Chaos ergab ist auch klar. Und dass einige sich gegenseitig anrempelten auch.
Was nicht klar ist, ist dass Flashmobber eigentlich auch nur Marionetten sind. Im Grunde sind sie genauso vorhersagbar wie ein ausgelatschter Turnschuh. Zuerst war das Rempeln noch ok, später ärgerten sich einige darüber. In diesem Moment ist es wichtig das Feuer zu entfachen. Dazu reichen wenige und kleine Dinge. In diesem Fall musste ich nur auf den Knopf drücken, der die Tür öffnet und laut schreien: "Machts gut ihr Idioten". Und... ...
Heute gab es einige zwielichte Gespräche mit noch zwielichtigeren Personen. Dabei wurden mehrere Termine, sogenannte Aktionen, vereinbart. Die Aktionen sollen Grundlage für eine erste Menschenwelle revolutionärer Gedankenmodelle sein. Im Fokus stehen hier natürlich die Verbreitung von Hanack und das Entwickeln einer neuen inneren Persönlichkeit.
In einer praktischen Ansicht gewinnt man so eine euphorische Note. Diese wiederum hilft die Gedankenmodelle weiterzuentwickeln. Und die Entwicklung der Gedankenmodelle ist der Weg, der wiederum, laut Gandi, das Ziel ist. Dummerweise muss man einen ersten Schritt machen, um sich auf den Weg zu begeben. Deswegen die Vorbereitungen.
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Methoden, welche als Methode bekannt sind, sind prädestiniert zu scheitern. Bekanntes ist prädestiniert zum scheitern. Deswegen muss die Mission unbekannte Element enthalten, oder, noch besser, ausschließlich aus unbekannten Elementen bestehen.
Erfolg oder Misserfolg hängen somit unter anderem davon ab, ob und wie die Komponenten an sich erfolgreich sind. Ein Puzzelstück passt in das Nächste und das Nächste in das übernächste. Passen die einzelnen Puzzelstücke, so ist ein Erfolg wahrscheinlich. Doch wenn der Erfolg der einzelnen Puzzlestücke nicht sichtbar ist, und wenn nur der Erfolg des Ganzen eintritt, so hat man mehrere entscheidene Vorteile:
Zum ersten hat man Zeit. Niemand drängt, fordert sofortige Lösungen oder erklärt die Mission vorzeitig für gescheitert. Erkennt zweitens der Gegner deine Absicht, kann er entgegenwirken. Jede Anstrengung deinerseits wird doppelt mühsam. Die Unkenntnis des Gegners spielt damit eine... ...